GERMAN Fünf Schafe

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Fünf Schafe 

Da ich nicht malen kann, benutzen wir einen Computer und konstruieren ein nettes Bild. Wir beginnen mit einer grünen Wiese und einem schönen blauen Sommerhimmel, mit zwei freundlichen wunderweißen Wölkchen. Auf diese Wiese stellen wir vier Schafe, die allesamt zuvor als Statisten für eine Waschmittelwerbung gearbeitet haben. Damit sind wir fertig und haben nun eine ländliche Idylle, deren Anblick das Auge beruhigt. Ich habe vier Schafe gewählt, weil das eine Menge ist, die ein Mensch mit einem Blick erfaßt, also nicht abzählen muß. Drei, vier, fünf – das geht durch bloßes Hinschauen, sechs und mehr erfordert ein Abzählen oder ein Aufteilen – zwei Dreiergruppen, also sechs, einmal drei, einmal vier, also sieben. Auf unseren Bild sind genau vier Schafe zu sehen, und das bleibt für diesen ganzen Text so.

Jetzt gehen wir auf die Straße und greifen uns einen Passanten heraus. Der Befrager ist hochgewachsen, schlank, hat leicht angegraute Haare, trägt eine Brille und einen dunkelgrauen Anzug. Um die Wichtigkeit der Umfrage zu unterstreichen, stellen wir ihm einen Kameramann und einen Mikrophonhalter zur Seite. Vielleicht wäre noch ein junger Mann mit einem Klemmbrett ganz nett, der eifrig Notizen anfertigt. Gegen diese Übermacht hat der Passant keine Chance. Er bekommt das Bild vorgehalten und darf herausfinden, wie viele Schafe darauf zu sehen sind. Natürlich wird sich der Passant wundern, aber da die Kamera ganz offen gezeigt wird, antwortet er verlegen: “Vier.”

Nun lassen wir den augenscheinlichen Fernsehprofessor dozieren, daß dies eine übliche und aus dem ersten Eindruck heraus gegebene Antwort sei. Das fünfte Schaf ließe sich eben nicht durch oberflächliches Hinsehen entdecken, nur wer sich konzentriert und über eine gewisse geistige Mindestflexibilität verfüge, würde dieses Schaf finden. Dem Passanten erklärt er noch, daß bestenfalls zwei Drittel der Bevölkerung das fünfte Schaf sähen und es keine Schande sei, es nicht zu finden. Nun darf der Passant suchen. Und jetzt? Wird der Passant vor laufender Kamera, vor einem Millionenpublikum zugeben, daß er nicht über die geistige Mindestflexibilität verfügt, um das fünfte Schaf zu finden? Erinnern Sie sich an das Märchen von “des Kaisers neue Kleider”? Vermutlich “sieht” der Probant das fünfte Schaf, entweder als 3D-Bild, als Vexierbild oder als eine der Wolken. Das Schaf ist nicht da, doch der Befragte gesteht freudig, daß er es sieht.

Wechseln wir das Szenario. Wir stellen eine Gruppe aus zehn Personen zusammen. Der eigentliche Probant ist Nummer Acht, er hat also eine Übermacht vor sich und er ist nicht in der herausgehobenen letzten Position, die sein Mißtrauen erwecken könnte. Sieben Leute erklären, daß sie fünf Schafe sähen. Besitzt der Probant genug Selbstvertrauen, um die vier Schafe zu sehen? Um es exakter zu formulieren: Wird er vier Schafe sehen und behaupten, es seien fünf? Wir können den Druck verstärken, indem der eine oder andere Lockvogel vier Schafe angibt, worauf ihn der Versuchsleiter auffordert, genauer hinzusehen. Daraufhin freut sich der Lockvogel, weil er jetzt das fünfte Schaf gefunden hat.

Ein solches Verhalten bringt durchaus Vorteile. Wenn in der Frühzeit der Menschheit Grr-Brumm (die Namen waren damals noch einfacher) rote Beeren gegessen hatte und sich danach unwohl fühlte, war es für Brumm-Grr (die Namen waren wirklich sehr einfach) vernünftig, diese roten Beeren nicht anzurühren. Und sie haben Kek-Kek mitgeteilt, daß es auch für ihn besser wäre, die Finger davon zu lassen. Und wenn Kek-Kek entdeckt, daß das potentielle zukünftige Familienheim bereits an einen Höhlenbären vermietet war, sollten Grr-Brumm und Brumm-Grr sich ebenfalls hüten, das durch eine Wohnungsbesichtigung selbst zu bestätigen.

Dieser Mechanismus eignet sich wunderbar, um Menschen zu manipulieren. Es ist leider nicht immer so einfach wie bei den vier Schafen, wo wir die Ausgangsinformation ungefiltert erhalten. Die Zehn-Personen-Runde funktioniert heute eher so, daß nur dem ersten, dem eingeweihten Kandidaten das Bild gezeigt wird, worauf dieser ohne zu zögern fünf Schafe erkennt. Alle weiteren Teilnehmer sollen nun, ohne das Bild zu sehen, die Anzahl der Schafe angeben – da wird keiner auch nur auf den Gedanken kommen, es seien vier.

2011 wurde ein Krieg gegen Libyen geführt. Da wurden immer nur die fünf Schafe vorgezeigt, was relativ einfach ist, wenn man das ursprüngliche Bild in Ausschnitten und mit wechselnder Beleuchtung vorführt. Mit dieser Technik läßt sich die Illusion von fünf, sechs oder noch mehr Schafen ganz leicht erzeugen. Aus Libyen kamen ausschließlich Nachrichten, bei denen Gaddafi als durchgeknallter Diktator dargestellt wurde, der seine eigenen Untertanen abschlachtet. Nachdem der Zweck des Krieges erreicht war – Gaddafi tot, die libyschen Ölquellen unter internationaler Kontrolle und das große Bewässerungsprojekt für ganz Nordafrika eingestellt – rissen die Nachrichten ab. Die Greueltaten des neuen Regimes sind keinerlei Nachrichten wert.

Dieselbe Methode wird jetzt, in diesem Tagen, gegen Syrien, den Iran und Nordkorea eingesetzt. In Syrien leiden nur die Aufständischen, die Verbrechen der Rebellen und die Massaker abtrünniger Soldaten werden nirgendwo erwähnt. Die verrückten Nordkoreaner weinen um einen Diktator, der ihnen Hunger und Armut beschert hatte, außerdem marschieren sie in riesiger Anzahl. Und die erzbösen Iraner verbrennen US-Flaggen, bedrohen Israel und hätten schon längst die Straße von Hormuz gesperrt, wenn da keine US-Flugzeugträger vor Ort wären. Es sind FÜNF Schafe, verstehen Sie? FÜNF!

Jetzt möchte ich Ihnen eine Denkfrage stellen: Wenn Sie Führungspersonal suchen, wen werden Sie wählen? Jemanden, der vier Schafe sieht und das auch laut sagt, oder einen, der Sie und sich selbst mit fünf Schafen belügt?

Tja, reingefallen. Vielleicht hätte ich noch sagen sollen, daß es um das politische Führungspersonal einer Demokratie geht. Ich habe Ihnen zwei Antworten angeboten, aber nie gesagt, daß es keine dritte Antwort gibt. Sie wollen Führungspersonal, aber keinen, der SIE führt. Ein Trottel, der gedankenlos die fünf Schafe nachbetet, eignet sich nur, um Wahlplakate zu kleben und bei Bedarf mit “Wir Deppen sind bunt” auf die Straße gejagt zu werden. Jemand mit genug Charakterstärke, um zu den vier Schafen zu stehen, die er tatsächlich sieht, ist ebenfalls ungeeignet, denn der wäre nicht gefügig genug, um für Sie den Unterling zu spielen.

Sie brauchen jemanden, der eindeutig bis vier zählt und danach fünf sagt. Nur dieser Kandidat ist intelligent genug, das Spiel zu durchschauen, und charakterlos genug, um zu lügen. Er zeigt Ihnen, daß er die richtige Antwort weiß, und er lügt Sie so an, daß Sie wissen, daß er lügt. Sie sind der Chef einer Demokratie, das heißt, es gibt nichts, das SIE auszeichnet, also Ihre Position unangreifbar macht. Nur dann, wenn Ihre Untergebenen in Ihrer Hand sind, bleiben Sie der Chef. Ihr Kandidat hat sich gerade in Ihre Hände begeben! Er hat gelogen, ganz offensichtlich gelogen, Sie wissen es, er weiß es. Er hat sich der vorgegebenen Meinung gebeugt, obwohl er sie durchschaut. Er hat Ihnen seine Loyalität bewiesen.

Damit wären wir beim Holocaust. Da wären zum einen die Ereignisse, die bis 1945 stattgefunden haben, die “Endlösung der Judenfrage”, die “Shoah”, etwas, das dank einer amerikanischen Fernsehserie heute unter diesem Begriff bekannt ist. Jene Ereignisse sind ausdrücklich nicht Gegenstand dieses Artikels.

Was seitdem aus jenem Holocaust geworden ist, gleicht den fünf Schafen. Ich kann keine Ereignisse leugnen, die ich nicht selbst erlebt habe. Ich kann nur sagen, ob ich es glaube oder ob ich es nicht glaube. Peterchens Mondfahrt brauche ich nicht zu glauben, an Neil Armstrongs Mondfahrt zu glauben, steht mir frei. Hat nun Kolumbus Amerika entdeckt? Waren es die Wikinger? Die Chinesen? Oder gar die Ägypter? Sie dürfen sich entscheiden, da gibt Ihnen niemand etwas vor. Nur der Holocaust steht jenseits Ihrer Entscheidung, da ist alles offenkundig.

Ich nenne Ihnen jetzt eine offenkundige Zahl: 384.400. Diese Zahl steht im Brockhaus von 1906, ich finde sie in “Knaurs Jugendlexikon” von 1965, im Brockhaus von 1990 und in der Wikipedia. Es ist die mittlere Entfernung von der Erde zum Mond, in Kilometern. Seit hundert, zweihundert oder noch mehr Jahren hat sich diese Zahl nicht mehr verändert. Die Zahl der Toten von Auschwitz ist nicht so konstant. 1948, im ersten Prozeß, waren es 300.000, danach jahrzehntelang vier Millionen, mein Brockhaus von 1990 nennt drei Millionen und die heute genannte Zahl ist “deutlich über eine Million”.

Sie sehen, die Forschung dauert noch an. Was immer noch herausgefunden wird, Leugnen ist gesetzlich verboten.

Ich habe einmal eine Nonne gesehen, die im Fernsehen nach ihrer frühesten Erinnerung befragt wurde. Es ging um das menschliche Gedächtnis. Die Dame sagte, es seien die Züge nach Auschwitz gewesen. Im weiteren Interview berichtete sie, sie sei 1942 geboren und ihre Eltern seien Bahnwärter gewesen. Die letzten Züge nach Auschwitz sind 1944 gefahren, denn am 27. Januar 1945 wurde das Lager befreit. Das heißt, die Dame war zwei Jahre alt gewesen. Sie will also als Zweijährige draußen gespielt, die Züge gesehen und begriffen haben, was es mit diesen Zügen auf sich hatte. Ist das möglich? Natürlich nicht. Diese Erinnerung wurde, wenn sie so ehrlich ist, wie man das von einer Nonne erwarten darf, ihr später eingeredet.

In meiner Tageszeitung wurden Bilder gezeigt, die vor der Zerstörung Würzburgs gemalt worden sind. Im Bericht wurde von dem unendlichen Leid geschrieben, das die Deutschen über die Welt gebracht hatte. Ganz objektiv haben die Polen damals im Vertrauen auf eine britische Garantie jegliche Verhandlungen mit Deutschland über den polnischen Korridor und die zu 97% von Deutschen bewohnte Stadt Danzig verweigert. Polen hat mobilisiert und ethnische Säuberungen an der deutschen Minderheit durchgeführt, also im Prinzip das getan, weswegen Gaddafi von der NATO bombardiert wurde. Hitler hatte keine Wahl, er mußte eingreifen und den bedrängten Deutschen helfen. Daraufhin wurde ihm von Frankreich und Großbritannien der Krieg erklärt. Es läßt sich auch belegen, daß die Sowjetunion einen Überfall auf das Reich vorbereitet hat, dem die Wehrmacht gerade noch zuvor gekommen ist. Bleiben noch die USA, denen Deutschland den Krieg erklärt hat. Die haben in den Monaten zuvor die Briten mit Kriegsmaterial versorgt und bereits auf deutsche Unterseeboote geschossen, im offiziell noch bestehenden Frieden.

Es ist die ständige Wiederholung, die hier eingesetzt wird, das fortlaufende Einreden einer bestimmten, erwünschten Version. Es sind vier Schafe, doch vorgeschrieben werden fünf. Wer das fünfte Schaf verleugnet, wird bestraft.

Was bis 1945 stattgefunden hat, ist nicht relevant. Das Einzige, was interessiert, ist der Glaube daran. Die große, zentrale Botschaft des Christentums ist das “liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst”. Keine andere Religion kennt dieses Gebot, keine andere Religion hat eine so gewaltige Botschaft zu vermitteln. Für diese Botschaft ist es völlig irrelevant, ob Jesus Christus von einer Jungfrau geboren wurde, ob er gleichzeitig ganz Mensch und ganz Gott gewesen ist, sogar ob die heilige Dreifaltigkeit aus drei Einzelpersonen besteht oder ob es nur einen einzigen, allumfassenden Gott gibt. Der Priester, der Pastor (=Hirte), der die Herde (=Schafe) der Gläubigen hütet, sollte jedoch loyal sein. Deshalb, nur deshalb, hatte er alle Kirchendogmen bedingungslos nachzubeten. Wer auch nur eines in Frage stellte, gehörte einer Sekte an, einer der vielen Abspaltungen, nicht mehr der heiligen Mutter Kirche.

In dieser Kirche durfte leidenschaftlich und hochgelehrt diskutiert werden, wie viele Engel auf der Spitze einer Nadel Platz fänden. Man durfte sogar diskutieren, ob der Rock, der Christus bei seiner Kreuzigung abgenommen wurde und um den römische Soldaten gewürfelt haben, ihm gehört hatte oder nicht. Solange niemand die jungfräuliche Geburt oder die heilige Dreifaltigkeit in Frage stellte. Diese Dogmen wurden für die Kirche wichtiger als die Nächstenliebe. Gläubige Priester haben die Waffen gesegnet, nicht um die Feinde zu lieben, sondern um sie in möglichst großer Zahl zu töten.

Was immer bis 1945 geschehen ist, keiner, der ab 1935, ja ab 1930 geboren worden ist, hatte überhaupt die Chance, Täter zu sein. Diesen Menschen Schuld und Verantwortung einzureden, gleicht der Erfindung der Erbsünde, mit der uns die Kirche beglückt hat. Schuldig durch Geburt, für etwas, das man nie getan hat – Sie sehen doch das fünfte Schaf?

Eine Demokratie lebt angeblich durch die mündigen Bürger, doch mündige Bürger sind genau das, was die Demokraten auf gar keinen Fall haben wollen. Der mündige Bürger muß überzeugt werden, er erfordert viel mehr Arbeit von Seiten der Demokraten, der Regierung. Der intelligente, gut ausgebildete, bestens informierte Bürger, der auch noch wirtschaftlich unabhängig ist, steht im Lehrbuch der Demokratie, doch gerade er ist der Alptraum der Demokraten. Die Demokraten wünschen sich abhängige Menschen, ohne Selbstvertrauen, gehorsam, unterwürfig, ungebildet und uninformiert. Solche Menschen lassen sich leicht lenken.

Niemand hat das Recht auf Individualität, jeder soll zum Bestandteil der Masse werden. Die Masse ist jederzeit und in jeglicher Beziehung abhängig von der Regierung. Die perfekte Masse sieht die fünf Schafe, sobald die Regierung sagt, daß sich auf dem Bild fünf Schafe befinden. Orwell läßt grüßen, wir lieben den Großen Bruder, wir brauchen den Großen Bruder!

Gegen die Erbsünde half nur die Aufnahme in die Schar der Gläubigen, der Übertritt zum Christentum. Wobei es natürlich “das” Christentum nie so richtig gegeben hatte, denn kurz nach dem Tod von Jesus Christus teilte sich die Religion in Sekten auf. Der Vorgang war ganz natürlich, denn die Gemeinden standen nur in loser Verbindung, da entschied die Interpretation des Predigers, welche Version die Herde glauben mußte. Die Konzile dienten dazu, aus den Splittergruppen Kirchen zu bilden, und jene, die sich weiterhin weigerten, die fünf Schafe zu sehen, als Sekten aus der Kirche auszuschließen. Katholiken, Orthodoxe, Lutheraner und ganz viele kleinere Kirchen – zum Glück verfolgen sie sich nicht mehr gegenseitig als Ketzer.

Gegen die Erbsünde des Holocausts gibt es keinen Christus als Erlöser. Was bis 1945 wirklich geschehen ist, interessiert nicht, entscheidend ist, sich zur aktuellen Version zu bekennen. Laut SPIEGEL wurden drei Millionen Juden durch die Wehrmacht umgebracht, das heißt, was in Auschwitz gegenüber früheren Zahlen fehlt, wurde den Soldaten aufs Schuldkonto gebucht. Die Zahlen stimmen also, doch sie sind nicht wirklich wichtig. Wichtig ist, daß sich jeder zu diesen Zahlen bekennt.

Als Helmut Kohl mit der “Gnade der späten Geburt” argumentieren wollte, wurde er heftigst angegriffen. Trotz der späten Geburt trägt er die Erbsünde in sich. Als Kardinal Meisner und Bischof Mixa es wagten, den Begriff des Holocausts auf die Abtreibungen zu erweitern, wurde böse über sie hergezogen. Und wer bei Dresden über den “Bombenholocaust” spricht, muß ganz rechts außen stehen, ein echter Nazi sein.

Objektiv kann keiner, der seit 1930 geboren wurde, aktiv an dem Geschehen mitgewirkt haben, das seit einer Fernsehausstrahlung exklusiv als Holocaust bezeichnet wird. Es wurde aus diesem Begriff eine Schutzmarke gebildet, die keiner sonst für sich beanspruchen darf, die mit dem Geheimnis der Heiligkeit der Erbsünde ausgestattet worden ist. Das ist erst seit 1990 so intensiv geworden, es hat sich längst von den Ereignissen bis 1945 verselbständigt.

Es sind real vier Schafe auf dem Bild, genau so haben wir es zusammen konstruiert. Hier wissen wir eindeutig, was passiert ist, denn Sie und ich waren dabei, im ersten Absatz dieses Artikels. Was vor meiner Geburt geschehen ist, habe ich nicht erlebt, ich kann es nur glauben. Ich war bei Christi Geburt ebenfalls nicht dabei, auch das kann ich nur glauben. Anders als bei dem Bild weiß ich nicht, was die Wahrheit ist. Ich befinde mich in der Situation des Probanden, der das Bild nie gesehen hat, dem allerdings gesagt wurde, es seien fünf Schafe darauf.

Ich habe nun drei Antwortmöglichkeiten. “Ich weiß es nicht” ist objektiv richtig, denn meine Informationen stammen vom Hörensagen. Damit habe ich mich als aufrechter Charakter entlarvt, der schwer zu regieren ist. “Fünf Schafe” ist die gläubige Antwort, wenn ich den Betrachter, der als Einziger das Bild gesehen hat, als vertrauenswürdig einschätze. Damit unterwerfe ich mich dem Gruppenzwang, bin folglich ein guter Untertan. Die dritte Antwort ist, daß ich es nicht weiß, aber bereitwillig glaube, daß es fünf Schafe sind. “Ich habe gehört, daß es fünf Schafe sind.”

Suchen Sie ruhig einmal unter “Opus Dei”, was man alles tun kann, um seinen Glauben unter Beweis zu stellen. Trotzdem sind das eher Kleingläubige, denn “allerkatholischst” waren nur die Könige von Spanien. Die Kirche hatte den umfassenden Gruppenzwang entwickelt. Jeder Gläubige hatte bestimmte Regeln zu befolgen, Speiseregeln, Verhaltensregeln, Kleidungsregeln. Der Gläubige mußte die Heilige Messe besuchen, er mußte mit den anderen Gläubigen bestimmte Glaubensübungen einhalten – z.B. Heilige verehren. Und er mußte zur Beichte, sich der Kirche als Sünder offenbaren, dem Vertreter der Kirche seine Vergehen eingestehen. Was heute nach Arbeitslager klingt, war im Mittelalter ganz normal.

Genau das, die Frage, ob Sie dazugehören wollen oder nicht, ist das, worum es bei Sankt Holocaust™ geht. Wenn ich nicht glaube, also “leugne”, wird kein Mensch zusätzlich getötet, wenn ich glaube, wird keiner lebendig. Der Sinn der Übung läßt sich bei George Orwell nachlesen: Das, was heute über die Vergangenheit geglaubt wird, bestimmt das, was in der Vergangenheit geschehen ist. Was real passiert ist, ist nicht relevant, sondern ausschließlich das, was über jene Vergangenheit berichtet wird.

Wer bereit ist, an die fünf Schafe zu glauben, wird Bestandteil der Gesellschaft, ob die fünf Schafe nun für die unbefleckte Empfängnis oder für Sankt Holocaust™ stehen. Wie viele Schafe auf dem Bild sind, wie Jesus Christus tatsächlich gezeugt worden ist oder die Ereignisse bis 1945 sind dafür ohne Bedeutung.

Das strenge Dogma wurde zum Bestandteil der BRD-Kultur. Als die Hexen gejagt worden sind, gab es keine wirklichen Beweise. Niemand hat je eine Hexe auf ihrem Besen fliegen sehen, niemand hat sie bei einem Zauberritual beobachtet, keiner einen Zauber eintreten sehen. Es gab nur viele Hexen, die außerhalb der christlichen Gemeinschaft gestellt wurden. Sie haben das Dogma verletzt, deshalb wurden sie auf den Scheiterhaufen geschickt. Unliebsame Personen, die Dissidenten der damaligen Zeit, wurden der Hexerei bezichtigt. Das hat ihre Verurteilung erlaubt, trotz der christlichen Nächstenliebe, trotz des Gebots, die andere Wange hinzuhalten. Und trotz der tatsächlichen objektiven Unschuld der angeblichen Täter!

Genau das, die Hexenjagd auf Dissidenten, findet heute ebenfalls statt. Die freie Meinungsäußerung, die Unverletzbarkeit der Wohnung, Brief- und Fernmeldegeheimnis, kurz gesagt, die elementaren Menschenrechte, werden mit dem fünften Schaf ausgehebelt. Wer nicht glaubt, muß daran glauben. Die BRD, Merkeldeutschland, hat damit bereits mehr politische Gefangene produziert als die DDR.

Wer nicht bereit ist, sich im Schafsgehorsam führen zu lassen, wird auf diese Weise ausgesondert. Mündige Bürger lassen sich schlecht regieren, sie stellen zu hohe Anforderungen an die Qualität der Führenden. Da die Qualität der Führenden dank der Aussonderung der mündigen Bürger nicht gefordert ist, nimmt sie stetig ab. Sankt Holocaust™, das Glaubensbekenntnis, die Bereitschaft, das fünfte Schaf zu sehen, wenn es einem gesagt wird, schädigt mehr und mehr das, was von diesem Staat noch übrig ist.

Die Kirche hat es mit ihren Dogmen übertrieben. Der Ablaßhandel führte zu Luthers Reformation, worauf sich die Kirche in der Gegenreformation fortentwickelte. Die Kirche hat danach nie mehr jene Macht erlangt, die sie vor der Reformation gehabt hatte. Um im Bild zu bleiben: Sie hatte versucht, die Gläubigen sechs, sieben oder acht Schafe sehen zu lassen. Martin Luther hat die Bibel übersetzt und sie wurde anschließend gedruckt. Damit hat jeder das Bild zu sehen bekommen, mit den vier Schafen darauf. Wobei die lutheranischen Kirchen bald ebenfalls das fünfte Schaf eingeführt haben, denn auch dort wollten die Hirten gefügige Herden lenken.

Das deutsche Volk war ursprünglich jene Gruppe, welche “Thiudisch” bzw. “lingua theodisca” gesprochen hat. Heute ist es jene Gruppe, die an Sankt Holocaust™ glaubt, der mit der realen “Endlösung der Judenfrage” bzw. der “Shoah” längst nichts mehr zu tun hat. Die sechs Millionen Tote interessieren nicht, sondern der Glaube an sechs Millionen Tote und die damit verbundene Erbsünde wird hier hochgehalten. Eine Diskussion, ob es in Auschwitz tatsächlich Gaskammern gegeben hat, wird nicht deshalb unterbunden, weil naturwissenschaftliche Erkenntnisse die Opferzahlen reduzieren würden, sondern nur aus dem Grund, das aktuelle Dogma aufrecht zu erhalten.

Die Oberen des Holocaust-Staates haben sich an bestimmte Rituale und Bekenntnisse gewöhnt. Diese zu ändern, hieße einen Irrtum zuzugeben. Wenn sich eine Kirche jedoch in ihren wichtigsten Dogmen geirrt hat, gerät die ganze Religion in Gefahr. Wenn die Religion in Gefahr gerät, gefährdet das die Ämter und Bezüge der Priester und der Bischöfe. Aus diesem Grund werden die Dogmen verteidigt, es geht um die Dienstwagen und die Dienstwohnungen, es geht um den Status, um das Amt, um die damit verbundene Würde. Wenn sogar israelische Historiker der Wannsee-Konferenz seit zwanzig Jahren keine allzu große Bedeutung mehr beimessen, hält das den Bundespräsidenten noch lange nicht davon ab, 70 Jahre Wannsee-Konferenz gebührend zu feiern.

Das Dogma selbst wird in sich unlogisch. Wenn das, wofür “Auschwitz” steht, so einzigartig in der Menschheitsgeschichte ist, dann ist es extrem unwahrscheinlich, daß es sich jemals wiederholt. “Wider das Vergessen” ist ebenso unsinnig. Wurde der 30jährige Krieg vergessen? Die Schlacht auf dem Lechfeld, die über tausend Jahre zurückliegt? Roms Gemetzel in Gallien oder dem dritten Punischen Krieg? Es wurde und wird nichts vergessen! Selbst wenn es Schüler gibt, die mit “Karthago” nichts anzufangen wissen, die Ereignisse stehen in den Geschichtsbüchern.

Ob Regierung oder Kirche, wenn sich ein Herrschaftssystem an ein Dogma bindet, wird dieses Herrschaftssystem mit diesem Dogma fallen. Des Kaisers neue Kleider sind schließlich aufgeflogen. Wenn 30 Personen die vier Schafe betrachten, dann ist es gleichgültig, wenn 20 Eingeweihte die fünf Schafe behaupten. Sobald der 21. sagt, es seien vier, und sich vom Versuchsleiter nicht einschüchtern läßt, werden die restlichen Probanden, sofern sie nicht zu den “Eingeweihten” gehören, ebenfalls nur vier Schafe sehen.

Laut George Orwell bestimmt die Gegenwart über die Vergangenheit. Doch das geht nur solange, wie die Gegenwart ihre Lehren über die Vergangenheit aufrecht erhalten kann. Die ewigen Götter Roms werden heute nicht mehr verehrt, dafür der Gott der Sklaven und Unterdrückten. Es sind nur solange fünf Schafe, wie niemand bereit ist, das Bild im Original zu betrachten, unvoreingenommen und charakterfest. Wenn es kein fünftes Schaf gibt, wird das schließlich herausgefunden. Es kann aber auch passieren, daß es niemanden mehr interessiert, ob es vier oder fünf Schafe gewesen waren. Über die jungfräuliche Empfängnis streitet heute ja auch keiner mehr.

 

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